Methotrexat
Methotrexat (z.B. Lantarel, metex) ist das wahrscheinlich am häufigsten eingesetzte langwirksame Antirheumatikum. Zu seinem Einsatz in der Rheumatherapie ist es auf Umwegen gekommen. Ursprünglich war Methotrexat, allerdings in wesentlich höherer Dosierung, zur Behandlung von schweren Schuppenflechten-Erkrankungen der Haut (Psoriasis) verwendet worden. Da bei der Psoriasis auch Beteiligung der Gelenke und der Wirbelsäule vorkommen (Psoriasisarthritis, Psoriasisspondarthritis), wurden Patienten mit diesen Psoriasisarthritiden quasi unbeabsichtigt bei der Behandlung der Hautpsoriasis mit Methotrexat mitbehandelt und stellten dabei eine deutliche Besserung oder sogar ein Verschwinden ihrer Gelenk- und Wirbelsäulenbeschwerden fest. Diese Beobachtung wurde dann, allerdings erst sehr viel später, von den Rheumatologen aufgegriffen und auf die Behandlung von Patienten mit anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen übertragen.
Es ist wichtig, diese Geschichte von Methotrexat zu kennen, da es nicht nur bei Patienten, sondern auch bei vielen Ärzten eine ganze Reihe von Sorgen und Befürchtungen gibt, die sich mit Methotrexat verbinden und die unter anderem auf die Erfahrungen aus der Behandlung der Schuppenflechte mit damals höherdosiertem Methotrexat zurückgehen. So kam es unter der damaligen höherdosierten Behandlung (z.B. mit 50 mg Methotrexat pro Woche, heute wird bei der Rheumatherapie weniger als ein Drittel, nämlich normalerweise 15 mg pro Woche verwendet ) in der Daueranwendung zu zahlreichen Nebenwirkungen, darunter auch ernsteren Nebenwirkungen wie Leberschäden und Nebenwirkungen an der Niere, aber auch zu anderen, eher störenden als gefährlichen Begleiterscheinungen wie stärkerem Haarausfall. Außerdem war die Verträglichkeit der höheren Dosierung schlecht. Die Patienten hatten vor allem mit starker Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen zu kämpfen. Wir wissen heute, daß sich diese Nebenwirkungen durch eine andere Dosierung, eine andere Art der Medikamenteneinnahme und weitere Vorsichtsmaßnahmen (Beachtung von Begleiterkrankungen usw.) in der Regel vermeiden lassen. Insbesondere wissen wir, daß die seinerzeit besonders gefürchteten Leberschäden bei der heutigen niedrigdosierten Dosis kein Risiko mehr darstellen, wenn einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden.
Einige andere Vorstellungen, die sich mit Methotrexat verbinden, stammen aus der Hochdosisanwendung und Ultra-Hochdosisanwendung im Zusammenhang mit der Chemotherapie von Krebserkrankungen. Bei diesen hohen und z.T. extrem hohen Dosen ist die Gabe von Methotrexat mit allen Problemen behaftet, die auch mit anderen Chemotherapien verbunden sind. Sie stellen sich aber bei der niedrigdosierten Gabe im Rahmen der Rheumatherapie nicht.
Methotrexat gehört zu den langwirksamen Antirheumatika, das den Krankheitsprozeß einer chronischen Polyarthritis nachweislich bremsen kann. Es liegen zahlreiche Studien vor, die zeigen, daß sich bei vielen Patienten mit Methotrexat nicht nur eine klinische Remission erzielen läßt, sondern daß es auch zu einer Verlangsamung der sogenannten Röntgenprogression kommt, d.h. dem Entstehen von Erosionen oder Usuren am Knochen. Im günstigsten Fall kann durch die rechtzeitige Einleitung einer Methotrexat-Therapie sogar die Entstehung von Knochenveränderungen vermieden werden. Studien zeigen darüber hinaus, daß es unter einer wirksamen Methotrexat-Therapie einer chronischen Polyarthritis auch zu Heilungsphänomenen kommt. Dabei bilden sich die im Röntgenbild sichtbaren Knochenveränderungen mit der Zeit wieder zurück. Diese Daten machen Hoffnung, zugleich verweisen sie darauf, wie wichtige die frühzeitige und wirkungsvolle Therapie mit langwirksamen Antirheumatika für den Verlauf der chronischen Polyarthritis ist.
Für Ärzte:
Arzneimittelinteraktionen mit Methotrexat
Erhöhte Toxizität von Methotrexat durch Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung (indirekte Dosiserhöhung) durch:
- Salicylate
- Amidopyrin-Derivate
- Phenylbutazon
- Diphenylhydantoin (=Phenytoin)
- Barbiturate
- Tranquilizer
- Tetracycline
- Sulfonamide
- Doxorubicin
- Probenicid
- para-Aminobenzoesäure
Erhöhte Toxizität von Methotrexat durch Verringerung der tubulären Sekretion von Methotrexat bei der überwiegend renal erfolgenden Ausscheidung (indirekte Dosiserhöhung):
- Salicylate
- nicht-steroidale Antiphlogistika
- para-Aminohippursäure
- Probenicid
- Penicillin
- Sulfonamide
- Cefalotin
Erhöhte Toxizität von Methotrexat durch Medikamente, die ebenso wie Methotrexat als Folsäure-Antagonisten wirken:
- Sulfonamide
Abschwächung der Wirkung von Methotrexat durch Medikamente, die in den Folsäure-Antagonismus eingreifen:
- Tetrahydrofolsäurepräparate
Siehe auch unsere speziellen Seiten zu Methotrexat.
Fragen und Antworten zu Methotrexat
Fragen und Antworten: Psoriasisarthritis
Fragen und Antworten: MTX vs. modifizierte Bakterien (Modim Munal)
Fragen und Antworten: Magenleiden nach Methotrexat
Fragen und Antworten: Risiken und Gefahren von Methotrexat
Ergänzende Informationen und Links
Harten, P: Folsäure zur Reduktion der Methotrexat-Toxizität
Z Rheumatol. 2005 Jun;64(5):353-8